Ortsunabhängig arbeiten, seinen Job kündigen, frei sein.
Mit diesen Wünschen geht es meistens los. Man sucht bei Google nach „Geld verdienen im Internet“ und klickt sich durch die Ergebnisse.
Es dauert nicht lange bis man über das Amazon Kindle Business stolpert, welches als „einfachstes Business“ der Welt beschrieben wird und man quasi über Nacht seine Wünsche erfüllt bekommt.
Passives Einkommen, mit dem Laptop am Strand und im Schlaf Geld verdienen, sodass man schnell seinen ungeliebten Job kündigen kann.
Die Realität sieht etwas anders aus, aber ein Teil stimmt: Es ist möglich, sich mit dem KDP-Business ein hohes Einkommen aufzubauen.
Wie viel man mit seinem Amazon Kindle Business einnehmen muss und ab wann man davon ohne einen anderen Job leben kann, möchte ich in diesem Beitrag klären.
Viel Spaß!
Die Grundlagen – Lebensstandard, Nettogehalt etc.
Hinweis: Ich mache darauf aufmerksam, dass dieser Blogartikel lediglich dem unverbindlichen Informationszweck dient und keine steuerrechtliche Beratung im eigentlichen Sinne darstellt. Er erhebt keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit.
Natürlich kann man die Frage, ab wann man vom Amazon Kindle Business leben kann, nicht pauschal beantworten, da jeder eine andere Ausgangssituation hat.
Einige meiner Leser und Zuschauer sind Studenten mit sehr geringen Lebenshaltungskosten, andere sind Familienväter, die Hauskredite abbezahlen und Autos unterhalten müssen.
Das heißt, die erste Frage, die du dir stellen musst, lautet:
Wie viel Nettogehalt brauchst du, um deinen aktuellen Lebensstandard finanzieren zu können?
Wie viel Miete (warm) zahlst du? Wie viel gibst du für Nahrungsmittel, Kleidung und Mobilität aus? Was kosten deine Versicherungen, Gebühren und Beiträge?
Aufbauend auf der Antwort dieser Frage, kannst du dir ausrechnen, wie viel du verdienen müsstest, um ausschließlich von deinem Kindle Publishing Business leben zu können.
Ein Beispiel – Einnahmen, Kosten und andere Faktoren
Ein wichtiger Faktor ist natürlich die Wahl der Rechtsform, beziehungsweise der Art, wie du dein Business führst. Bist du freiberuflicher Autor? Hast du beim Gewerbeamt ein Einzelunternehmen angemeldet? Oder hast du sogar eine Kapitalgesellschaft gegründet?
Um es etwas zu vereinfachen, nehmen wir als Beispiel den häufigsten Fall: das Einzelunternehmen.
Für das Beispiel nehme ich an, dass wir durchschnittlich 1.500 Euro netto im Monat an Lebenshaltungskosten brauchen. Das kann, wie gesagt, je nach Lebenssituation und Anspruch auch deutlich abweichen.
Als Erstes müssen wir natürlich Einnahmen und Ausgaben vergleichen. Wir wollen schließlich wissen, was am Ende bei uns hängen bleibt und welche Kosten bestritten werden müssen.
Kosten im KDP-Business:
- Texter
- Lektoren
- Designer
- Tools (z.B. HELIUM 10)
- Amazon Advertising
- IHK
- Künstlersozialkasse
- Steuerberatung, Buchhaltung, Rechtsberatung, etc.
- eventuell Rezensionsexemplare
- Konkurrenzbücher
Wenn du wissen möchtest, welche Ausgaben, du als KDPler von der Steuer absetzen kannst, dann schau dir mal diese Liste an.
Unsere Einnahmen müssen also logischerweise erst mal diese Kosten decken, sonst bleibt nichts hängen, um davon zu leben.
Auf das, was übrig bleibt, also das tatsächliche Brutto-Einkommen, kommen dann Steuern, Versicherungen und andere Pflichtabgaben.
Bis 9.408 Euro Jahreseinkommen(2020) bleibst du einkommensteuerfrei, das wären 784 Euro pro Monat. Kommst du mit deinen Einkommen darüber, steigt dein Steuersatz abhängig vom Einkommen bis zu 42 %. Diesen Höchststeuersatz (ausgenommen von der Reichensteuer mit 45 %, welche ab 270.501 Euro anfällt) zahlst du ab 57.052 Euro Jahreseinkommen (2020).
Bleibst du als hauptberuflich Selbstständiger in der gesetzlichen Krankenversicherung zahlst du 14 % (mit Krankengeldanspruch 14,6 %) und einen Mindestbeitrag von 148,63 Euro (mit Krankengeldanspruch 155 Euro). Es gibt allerdings auch eine Beitragsbemessungsgrenze bei 4.687,50 Euro Monatseinkommen. Das bedeutet, auch wenn du mehr verdienst, zahlst maximal einen Beitrag von 656,25 Euro (mit Krankengeldanspruch 684,38 Euro). Dazu kommen aber noch Zusatzbeiträge der einzelnen Krankenkassen. Diese werden im weiteren Verlauf des Blogbeitrags nicht berücksichtigt, da diese von Kasse zu Kasse unterschiedlich sind.
Daher kann es Sinn machen, sich privat zu versichern, wobei man dort auch entsprechend des Leistungsumfangs ordentlich blechen kann. Der Vorteil ist, dass man einen Teil der Versicherungsausgaben später von der Steuer absetzen und somit sein zu versteuerndes Einkommen reduzieren kann. Seit 2010 können selbstständige bis 2.800 Euro steuerlich geltend machen.
Hinweis: Ich bin weder Steuerberater noch Versicherungsberater und spreche hier ausschließlich auf Basis von eigenen Erfahrungs- und Meinungswerten. Für eine fundierte Beratung solltest du unbedingt eine Person vom Fach konsultieren.
Als wäre das nicht genug, kommt darauf ab einem jährlichen Gewerbeertrag von mehr als 24.500 Euro die Gewerbesteuer abhängig von einem regionalen Hebesatz.
So berechnet sich die Gewerbesteuer (Quelle: berlin.de):
Gewinn aus Gewerbebetrieb (Gewerbeertrag) gem. EStG bzw. KStG
+ Hinzurechnungen, § 8 GewStG
– Kürzungen, § 9 GewStG
= Gewerbeertrag vor Verlustabzug
– Gewerbeverlust aus Vorjahren (hierbei sind bestimmte Beschränkungen des § 10 a GewStG zu beachten)
= Gewerbeertrag (abzurunden auf volle 100 Euro)
– Freibetrag von 24.500 Euro (nur für Einzelunternehmen und Personengesellschaften)
= Gewerbeertrag * Steuermesszahl i.H. v. 3,5 % (ab 2008)
= Steuermessbetrag * Hebesatz der Gemeinde
= Zu zahlende Gewerbesteuer
In diesem Jahr würde man zur Einkommenssteuer noch 5,5 % Solidaritätszuschlag zahlen. Dies entfällt aber ab 2021 für 90 % der Steuerzahler und gilt dann nur noch für Anleger, die ihren Sparfreibetrag (801 Euro) überschreiten, GmbHs und Besserverdienende.
Wenn du dann mehr als 16.956 Euro Einkommenssteuer zahlen musst, musst du auch weiterhin den Soli leisten. Zwischen diesem Freibetrag und 31.528 Euro Steuerschuld wird es allerdings einen dynamischen Prozentsatz für den Zuschlag geben. Wenn du dich darüber gerne weiter informieren möchtest, kannst hier vorbei schauen.
Wenn du Mitglied einer kirchlichen Gemeinde bist, würden außerdem noch 8 % (Bayern und Baden-Württemberg) oder 9 % (alle anderen Bundesländer) anfallen.
Du merkst also allein, der „erzwungene“ Steuern- und Kostenapparat ist gigantisch.
Weiter mit dem Beispiel:
Hinweis: Es handelt sich hierbei um eine sehr vereinfachte Rechnung, welche so nicht 100 % korrekt ist und nicht alle relevanten Einflussgrößen einbezieht. Die Rechnung ist sehr individuell und kann bei dir ein anderes Resultat haben.
Nehmen wir an es bleiben nach Kosten 5.000 Euro Brutto-Einkommen bei dir. Also der Gewinn oder auch Gewerbeertrag.
Wir fangen mal mit der Krankenversicherung an, da wir diesen Betrag noch vor der Steuer abziehen können.
Krankenversicherung: über Beitragsbemessungsgrenze. Daher ohne Krankengeldanspruch 656,25 Euro.
Brutto-Einkommen nach KV: 5.000 Euro – 656,25 Euro = 4.343,75 Euro (zu versteuerndes Einkommen)
Das wäre ein jährliches Einkommen von 12 * 4.343,75 Euro = 52.125 Euro. Also ein Steuersatz von 24,90 %. Zur Vereinfachung rechne ich hier mal pauschal mit 30 %, da weitere Abgaben wie Soli, Gewerbesteuer und so weiter hinzukommen.
Wenn du für andere Zahlen die Steuersätze berechnen wollt, kannst du das gerne hier tun.
Achte aber auf verschiedene Begrifflichkeiten wie Grenzsteuersätze, Durchschnittssteuersätze und so weiter. Informationen dazu findest du hier.
Es bleiben also netto 3.000 Euro (gerundet) übrig, um den angenommenen Lebensstandard von 1.500 Euro im Monat zu halten. Darin sind allerdings noch keine Investitionen, Skalierungsaufwendungen, Bildungskosten und Sparintentionen berücksichtigt (auch wenn diese natürlich ebenso abzugsfähig sind).
Wenn du wachsen willst, musst du investieren. Zum Beispiel in neue Projekte, in Versuche, in bessere Designer und Texter.
Darüber hinaus solltest du als Selbstständiger unbedingt ein finanzielles Polster mit mindestens drei, bestenfalls 6 bis 12 Netto-Monatsgehältern schaffen, da dir immer Mal ein Buch flöten gehen kann, du krank wirst oder Ähnliches.
Mit 5.000 Euro bist du also schon ganz gut dabei, mehr wäre natürlich besser.
Noch mal das gleiche Rechenbeispiel mit 2.500 Euro Gewinn:
Für einige mit niedrigeren Lebenshaltungskosten ist es sicher auch interessant, wie es aussieht, wenn sie mit ihrem Amazon Kindle Business „nur“ 2.500 Euro Gewinn erwirtschaften.
Wir beginnen wieder mit dem Krankenkassenbeitrag.
Krankenversicherung: 2.500 Euro * 0,14 = 350 Euro (ohne Krankengeldanspruch)
Brutto-Einkommen nach KV: 2.500 Euro – 350 Euro = 2.150 Euro
Das wäre ein zu versteuerndes Einkommen von 25.800 Euro im Jahr. Hier liegt der Steuersatz bei 15,28 %. Wir pauschalisieren das noch mal großzügig auf 20 %.
Dein Netto-Monatsverdienst läge dann bei ca. 1.700 Euro. Wer sparsam lebt oder als Student vielleicht noch bei seinen Eltern wohnt, hat damit ein angemessenes Einkommen, mit dem er sein Business weiter skalieren kann.
Fazit – Es ist machbar. Sei mutig und gib Gas!
Der Durchschnittspublisher sollte also mit seinem Kindle-Business mindestens 5.000 Euro an monatlichem Gewerbeertrag erwirtschaften, um seinen Lebensstandard von angenommenen 1.500 Euro finanzieren zu können. Zusätzlich betrifft diese Rechnung nicht nur das Amazon Kindle Business, sondern allgemein die Selbstständigkeit.
Um wirklich ein nachhaltiges Kindle Publishing aufzubauen, würde ich dir raten, eher 6.000 bis 10.000 Euro Monat für Monat zu erwirtschaften. Und das ist gar nicht so utopisch, ich selbst verdiene schon seit 2018 fünfstellige Beträge mit diesem Business Modell.
Ich bin trotzdem Realist und finde es auch nicht in Ordnung, wenn das Business Modell als zu einfach oder „Reich über Nacht“-Modell dargestellt wird. Du musst motiviert sein, Gas geben, bereit sein, Zeit, Arbeit und Geld zu investieren und das richtige Mindset entwickeln.
Mit dem Amazon Kindle Business, kannst du dir hervorragend ein langfristiges und skalierbares Unternehmen aufbauen, wenn du weißt wie.
Du möchtest loslegen und weißt nicht, wie du starten sollst?
Dann schau dir zum Einstieg unbedingt unseren kostenlosen Workshop „Das Geheimnis von Büchern mit mehr als 1000€ Gewinn pro Monat“ an. In diesem Workshop lernst du alles, was du aktuell brauchst, um mit Amazon KDP im Jahr 2022 erfolgreiche Projekte umzusetzen.
Ich hoffe, ich habe dich nicht zu sehr abgeschreckt.
Bis zum nächsten Mal, dein Tom!